Wirtschaft Deutschlands

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Containerschiff bei Hamburg. Am Warenwert gemessen ist Deutschland im Jahr 2010 der drittgrößte Exporteur und Importeur der Welt.[93]
 
Mit einem nominalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) von etwa 2,4 Billionen Euro im Jahr 2010 ist Deutschland die größte Volkswirtschaft Europas und viertgrößte der Welt. Gemessen am BIP pro Kopf steht Deutschland international an 19., in der Europäischen Union an 13. Stelle. Am Warenwert gemessen war das Land im Jahr 2010 der drittgrößte Importeur und Exporteur der Welt.[94] Deutschland gilt als sehr hochentwickeltes Land, dessen Lebensstandard laut Index für menschliche Entwicklung (HDI) auf dem zehnten Platz von 187 untersuchten Ländern gelistet wird.[95]

Die Gesamtwirtschaftsleistung in Deutschland wird durch rund 2,1 Prozent im primären Sektor (Landwirtschaft), 24,4 Prozent im sekundären Sektor (Industrie) und 73,5 Prozent im tertiären (Dienstleistung) Wirtschaftssektor erbracht. 2011 verzeichnete die Bundesrepublik Deutschland mit über 41 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einen historischen Höchststand.[96] Die Zahl der Erwerbslosen lag im Jahresdurchschnitt bei 2,976 Millionen und ist der niedrigste Wert seit 20 Jahren.[97]
Deutschland weist eine lange Bergbautradition auf und verfügt über verschiedenste Rohstoffvorkommen. Industriegeschichtlich wie wirtschaftlich bedeutend sind und waren unter anderem Kohle, Edelsalze, Industrieminerale und Baustoffe sowie Silber, Eisen und Zinn. Das Industrieland ist auf globale Rohstoffimporte aller Art spezialisiert.

Deutschland ist Teil des Europäischen Binnenmarkts. Zusammen mit 17 EU-Mitgliedstaaten bildet es eine Währungsunion, die Eurozone (blau).
 
Als weltweit konkurrenzfähigste Branchen der deutschen Industrie gelten die Automobil-, Nutzfahrzeug-, elektrotechnische, Maschinenbau- und Chemieindustrie. Zur Nutzung der Sonnenenergie sind deutsche Entwicklungen innovativer Solarstromtechnologie international wegweisend. International bedeutend ist die Versicherungswirtschaft, insbesondere die Rückversicherungen. Eine Vielzahl von weltweit bedeutenden Messeveranstaltungen, Kongresszentren, Ausstellungen sowie eine im internationalen Maßstab bedeutende Museums- und Veranstaltungslandschaft sind wichtige Grundlage von Tourismus und Reiseverkehr von und nach Deutschland.

Hinsichtlich der Wirtschaftskraft bestehen regionale Disparitäten im Einkommen, Vermögen und des BIP pro Kopf zwischen den westlichen Bundesländern und den Gebieten im Osten Deutschlands. Die Arbeitslosenquote liegt in den östlichen Ländern im Durchschnitt höher. Zudem besteht zwischen dem strukturstarken Süden Deutschlands und den strukturschwächeren Gebieten Norddeutschlands, ein Süd-Nord-Gefälle.
Die Einkommensungleichheit in Deutschland lag nach Angabe der OECD 2005 knapp unter dem OECD-Durchschnitt.[98] 2008 betrug ein mittleres verfügbares Einkommen 1.252 Euro,[99] bei einem Gini-Index von 0,29.[100] Die Vermögensverteilung in Deutschland weist, nach Zahlen des DIW, eine Ungleichverteilung auf (Gini-Index 0,799). 2007 besaßen die reichsten 5 % der Bevölkerung 46 % des Gesamtvermögens, das reichste Prozent 23 % des Gesamtvermögens. Rund zwei Drittel der Bevölkerung wiesen 2007 kein oder nur ein sehr geringes Nettovermögen auf.[101]

Wirtschaftsentwicklung

Frankfurt a. M. ist ein internationales Finanz- und Dienstleistungszentrum sowie Sitz der Europäischen Zentralbank.
 
Im Jahre 2006 wurde ein Wirtschaftswachstum von 2,8 Prozent erreicht. Diese positive Entwicklung setzte sich bis zum dritten Quartal 2008 fort. Im vierten Quartal wurde Deutschland jedoch von der internationalen Finanzkrise erfasst, die zum Jahresende 2009/2010 endete. Die Wirtschaftsentwicklung verlief seitdem wieder auf Vorkrisenniveau. Die Zahl der Arbeitslosen sank seit Ende 2006 unter 3,5 Millionen und erreichte Anfang 2011 die Grenze von 3 Millionen, wobei sie selbst in der Finanzkrise nur unwesentlich anstieg.
Im Außenhandel war Deutschland bis 2008 weiterhin sehr erfolgreich (Exporte 2006: +13 Prozent auf 894 Milliarden Euro), im Zuge der Wirtschaftskrise aber brach besonders der Export deutlich ein, er sank im vierten Quartal 2008 im Vergleich zum Vorjahr um 5,2 Prozent.[102]

Das Land verzeichnete bis 2009 über mehrere Jahrzehnte mit großem Abstand mehr Exporte als jedes andere Land der Welt und wurde daher oft mit dem Schlagwort „Exportweltmeister“ bezeichnet.[103] Die Exporte erreichten im Jahr 2010 959,5 Mrd. Euro. Die wichtigsten Handelspartner sind die übrigen EU-Mitgliedstaaten (Exporte 60,3 % / Importe 56,3 %), die VR China (Exporte 5,6 % / Importe 9,5 %), die USA (Exporte 6,8 % / Importe 5,6 %), die Schweiz (Exporte 4,3 % / Importe 4,0 %) und die Russische Föderation (Exporte 2,7 % / Importe 3,9 %).[104]

Unternehmen

Siemens AG in München. 37 Unternehmen der Fortune Global 500 haben im Jahr 2010 ihren Hauptsitz in Deutschland.
 
Die Rangfolge der zehn umsatzstärksten Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland: Aufgeführt sind der Hauptsitz, der Nettogewinn, die Anzahl der Mitarbeiter. Die Zahlen sind in Millionen Euro angegeben und beziehen sich auf das Geschäftsjahr 2009.[105] Ohne Rangnummer eingefügt ist die größte Bank gemessen an der Bilanzsumme (2007) und die größte Versicherung gemessen an Beitragseinnahmen (2007).

Volkswagenwerk in Wolfsburg.
Die Volkswagen AG ist gemessen am Umsatz der größte von 30 im DAX gelisteten Konzernen.
 
Rang Name Hauptsitz Umsatz
(Mio. €)
Gewinn
(Mio. €)
Mitarbeiter
1. Volkswagen AG Wolfsburg 108.897 4.120 329.305
2. Daimler AG Stuttgart 99.399 3.985 272.382
3. Siemens AG Berlin, München 72.488 3.806 398.200
4. E.ON AG Düsseldorf 68.731 7.204 87.815
5. Metro AG Düsseldorf 64.337 825 242.378
6. Deutsche Post AG Bonn 63.512 1.389 475.100
7. Deutsche Telekom AG Bonn 62.516 569 241.426
8. BASF SE Ludwigshafen am Rhein 57.951 4.065 95.175
9. BMW AG München 56.018 3.126 107.539
10. ThyssenKrupp AG Essen, Duisburg 51.723 2.102 191.350
Allianz SE München 102.598 7.966 181.207
Deutsche Bank AG Frankfurt am Main 2.020.349 6.510 78.291 
 

Energie

Energieträger in Deutschland[106]
 
Deutschland ist im Jahr 2008 der viertgrößte Produzent an Primärenergie (in BTU) in Europa gewesen und wird auf Rang 21 unter den Energieproduzenten der Welt gelistet.[107]
2005 betrug der Primärenergieverbrauch in Deutschland 14,238 EJ und war damit der zweithöchste in Europa und sechsthöchste in der Welt.[108]

Im Jahr 2003 verbrauchte Deutschlands statistischer Durchschnittseinwohner 5597,7 kW·h und lag damit an elfthöchster Stelle in Europa und wurde auf Rang 27 in der Welt gelistet.
Im Jahr 2010 hatten 957 Stromversorgungsunternehmen ihren Hauptsitz in Deutschland.[109] Die fünf größten Energieversorgungsunternehmen gemessen am Umsatz sind E.ON, RWE, EnBW, Vattenfall Europe und die EWE AG.

Der Anteil an erneuerbarer Energien zur Stromgewinnung wie z. B. Solarenergie oder Windkraft ist in Deutschland vergleichsweise hoch.

Siehe auch: Stromerzeugung

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